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Spirituelle Naturerlebnisübungen als Konzept

Einführung
Heidewald Schieferegg - Umweltarbeit in der Diözese Linz

Die Schöpfung lieben lernen

Michael Rosenberger

 

Im Dezember 2018 wussten laut Eurobarometer nur 41% der Österreicher*innen, was der Begriff Biodiversität bedeutet. 36% hatten den Begriff zwar schon gehört, wussten jedoch nicht, was er bedeutet. Und 23% hatten den Begriff überhaupt noch nie gehört. Die Mehrheit der Österreicher*innen hat(te) also keine Vorstellung, was Biodiversität bedeutet, geschweige denn warum sie wichtig ist und wie man sie schützen sollte.

 

Unter Biodiversität wird die Vielfalt der Lebensformen in allen ihren Ausprägungen (Gene, Arten, Ökosysteme und Landschaften) und deren Beziehungen zueinander verstanden. Diese Vielfalt ist gegenwärtig massiv bedroht. Gemäß dem aktuellen Bericht der Europäischen Umweltagentur befinden sich in Österreich 79% der bewerteten Ökosysteme in keinem guten Zustand – Österreich steht damit auf Platz 18 von 27 EU-Staaten. Noch schlechter sieht es bei den Arten aus: Rund 83% der bewerteten Arten weisen einen mangelhaften bis schlechten Zustand auf, womit Österreich auf Platz 26 von 27 EU-Staaten liegt.

 

In den Fachdebatten werden vier Gruppen von Leistungen genannt, die Ökosysteme erbringen:

  • Versorgungsleistungen wie die Versorgung mit Nahrungsmitteln, Rohstoffen, Süßwasser und Heilmitteln.

  • Regulierungsleistungen wie die Regulierung des lokalen Klimas und der Luftqualität, die Kohlenstoffabscheidung und speicherung, die Abschwächung von Extremereignissen wie Überschwemmungen, Stürmen und Erdrutschen, die Abwasserreinigung, die Erosionsvermeidung und der Erhalt der Bodenfruchtbarkeit, die Bestäubung von Pflanzen und die biologische Schädlingsbekämpfung.

  • Unterstützende Leistungen wie die Bereitstellung von Lebensräumen für Tier und Pflanzenarten und die Erhaltung der genetischen Vielfalt.

  • Kulturelle Leistungen wie menschliche Erholung, Gesundheit, Anregung für künstlerisches und kulturelles Schaffen, Spiritualität, Identität und Zugehörigkeitsgefühl.

Die Liste zeigt, wie vielfältig Ökosysteme das Leben auf dem Planeten unterstützen und sichern. Doch ist das überhaupt die entscheidende Perspektive? Müssen wir nicht gerade im Namen der Spiritualität eine Wahrnehmungsweise einmahnen, die über das Nützlichkeitsdenken hinausgeht? Papst Franziskus betont in seiner Enzyklika Laudato si’, dass Tier- und Pflanzenarten einen „Eigenwert“ haben, der jeden Nutzwert übersteigt, und schreibt: „Es genügt nicht, an die verschiedenen Arten nur als eventuelle nutzbare ‚Ressourcen‘ zu denken und zu vergessen, dass sie einen Eigenwert besitzen.“ (LS 33)

 

Wie aber können Menschen angeleitet und ermutigt werden, diesen Eigenwert wahrzunehmen und sich in ihrem Handeln davon leiten zu lassen? Dazu braucht es vor allem eine Kultur der Nähe und Liebe zur Schöpfung. Die Mehrheit der Menschen in den Industrieländern hat die Nähe zur Natur verloren. Das gilt ganz besonders für die Kinder. Während Kinder noch vor wenigen Jahrzehnten einen Großteil ihrer Freizeit in der Natur verbrachten, kommt dies heute kaum noch vor. Weil sie sich lieber mit elektronischen Medien beschäftigen; weil ihre Eltern viel ängstlicher geworden sind, es könnte etwas passieren; weil ihr Terminkalender mit Hobby-Aktivitäten bis oben hin voll ist; weil sie zum nächsten Naturraum eine viel größere Entfernung haben; und weil in diesem Naturraum 70% jener Arten gar nicht mehr da sind, die dort vor einigen Jahrzehnten noch heimisch waren.

 

Ohne Nähe kein Wissen. Ohne Tag für Tag gesammeltes Erfahrungswissen keine Liebe. Wir können nur lieben, was wir kennen. Damit Menschen zu dieser verstehenden, einfühlenden und wertschätzenden Liebe der Schöpfung in ihrer Vielfalt gelangen, braucht es Ausdauer, Aufmerksamkeit und geduldiges Beobachten. Das will erlernt und eingeübt werden. Es ist eine zutiefst spirituelle Aufgabe. Ganz in diesem Sinne enthält die Enzyklika Laudato si’ ein eigenes Kapitel zur Umwelterziehung (LS 209-215). Dessen erklärte Zielsetzung ist „ein großherziges und von Zärtlichkeit erfülltes Umweltengagement“ (LS 220). Die Menschen sollen ein Ökosystem „betrachten und nicht nur analysieren, um das wertvolle Geheimnis zu erkennen, das uns übersteigt. […] es lieben und nicht nur benutzen, so dass die Liebe ein tiefes und aufrichtiges Interesse weckt. […] sich mit ihm innig verbunden fühlen und es nicht nur verteidigen.“ (QA 55)

 

In der Naturerlebnis-Pädagogik geht es seit den 1980er Jahren genau um dieses Anliegen. Der Umweltdachverband Österreich formuliert in seiner Handreichung für ehrenamtliche Naturerlebnis-Führer*innen: „Dein Ziel soll nicht sein, möglichst viele Pflanzennamen zu kennen, sondern möglichst viel Spannendes im ökologischen Kontext – also über Lebensbedingungen, Anpassungen, Lebensstrategien – erzählen zu können.“ Und: „Indem du es geschafft hast, eine Handvoll junger Menschen rauszulocken, hast du schon gewonnen. Jetzt lass ihnen Zeit. Zeit, sich draußen zurechtzufinden. Zeit, um sich in ihren Lebensraum Natur einzufühlen.“ [1]

 

Wildnisgebiete bieten durch ihre ständige Veränderung und ihre Wahrnehmung über alle Sinne in besonderer Weise Raum für Stille und Kontemplation, aber auch für Herausforderungen und „Abenteuer“, die der Persönlichkeitsreifung förderlich sind. In der Wildnis machen Menschen nachweislich mehr und intensivere spirituelle Erfahrungen als in von Menschen gestalteten Bereichen. Dabei erleben sie eine starke Verbundenheit mit und Beheimatung in der Natur, tiefe Zugehörigkeit und bedingungsloses Angenommensein. Daraus erwachsen Staunen und Ehrfurcht: Stunden werden wie Augenblicke empfunden; die eigenen Probleme werden klein und unbedeutend; Menschen fühlen sich mit allem verbunden als Teil eines größeren Ganzen; sie spüren die Weite von etwas Größerem als dem eigenen Selbst; körperliche Empfindungen wie ein Gänsehautgefühl stellen sich ein; eine neue Geisteshaltung entsteht.

 

Die Entwicklungspsychologinnen Lia Naor und Ofra Mayseless bezeichnen die Naturerlebnisspiritualität als „einverleibte“ bzw. „verkörperte“ Spiritualität (embodied spirituality). Eine solche Spiritualität wird sowohl leiblich ausgedrückt als auch leiblich erfahren. Menschen, die einer etablierten Religion angehören, können solche Erfahrungen besonders gut beschreiben und in einen größeren Kontext stellen. Drei wichtige Anknüpfungspunkte zur christlichen Tradition möchte ich kurz benennen:

  • Die Botschaft von der „Fleischwerdung“, d.h. der Geschöpfwerdung Gottes (Joh 1,14) besagt: Gott ist nur durch seine Gestaltwerdung „in Fleisch und Blut“ erfahrbar. Die ganze Schöpfung ist sein Leib und damit sein Zugang zu uns wie auch unser Zugang zu ihm.

  • Die Theologen der frühen Kirche betonen unermüdlich Gottes Liebe zu den kleinsten Geschöpfen. Gerade in den kleinsten Geschöpfen lasse sich der große Gott besonders gut erkennen und bestaunen, denn trotz ihrer Winzigkeit hätten diese Tiere wundervolle Kunstfertigkeiten.

  • Die Botschaft vom Sabbat (jahr), einer Zeit des Innehaltens und Ruhens, die der Nutzenmaximierung entzogen ist, wird im Alten Testament Menschen, Tieren und dem Ackerboden gleichermaßen zugesprochen. Sie warnt davor, Naturräume oder Naturerlebnisse allein oder vorrangig unter Nutzenaspekten zu sehen. Stillgelegte Flächen, außer Nutzung genommene Naturräume haben ihren tiefen Sinn. Wir sollen nicht alles dem Diktat der Ökonomie unterwerfen.

In diesem Sinn empfiehlt eine Arbeitsgruppe der Deutschen Bischofskonferenz folgende kirchliche Aktivitäten: „Die Schönheit von Landschaften und Natur kann […] vor allem beim eigenen Aufenthalt in der Natur, d.h. bei erlebnis- und naturpädagogischen Angeboten, Exkursionen, (Rad-)Wanderungen und ökotouristischen Bildungsformaten erlebt werden. Auch die Tradition des Pilgerns bietet sehr gute Möglichkeiten, das Unterwegssein mit Motiven der Schöpfungsspiritualität und der Hinführung zu einer aufmerksamen Wahrnehmung der Vielfalt und Schönheit der Natur zu verbinden.“ [2]

Der Naturerlebnisraum Heidewald Schieferegg ist ein Versuch, diesen Impuls umzusetzen. Denn einerseits handelt es sich um ein Biotop, das enorme Schätze an Artenvielfalt birgt, deren Erhaltung sich lohnt. Der Diözese Linz geht es aber nicht nur um die Renaturierung und Unterschutzstellung einer wertvollen Fläche, sondern zugleich darum, diesen Ort als pastoralen und spirituellen Raum zu erschließen. In ihm soll die oben beschriebene Naturerlebnisspiritualität für Gruppen jeden Alters angeboten werden. Die Besucher*innen des Heidewalds sollen entdecken, welche Schätze er enthält, um Schöpfung und Schöpfer erleben zu können.

 

 

[1] Umweltdachverband Österreich (Hrsg.), Biodiversität erlebbar machen, Wien 2013.

[2] Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz (Hg.), Vom Wert der Vielfalt – Biodiversität als Bewährungsprobe der Schöpfungsverantwortung. Ein Expertentext der Arbeitsgruppe für ökologische Fragen der Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen der Deutschen Bischofskonferenz, Bonn 2021, S. 106-107.

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