Zurück zum Urwald

Zurück zum Urwald - zum Sinn einer Außennutzungsstellung
Peter Prack
Dass die Diözese Linz diesen wertvollen Wald ganz aus der wirtschaftlichen Nutzung nimmt, hat noch weit über eine naturnahe Waldwirtschaft hinausreichende Vorteile:
Altbäume und Totholz
Bäume, die ihr natürliches Höchstalter erreichen, fehlen im genutzten Wald meist völlig – die Fällung erfolgt oft Jahrhunderte vor dem natürlichen Tod der Art. Das zunehmende Baumalter bewirkt nicht nur größere Höhe und Stärke des Stamms. Wichtiger ist, dass mehr Totholz vorhanden ist, das für zahllose Tier- und Pflanzenarten unentbehrliche Lebensgrundlage ist. Einen sehr naturnahen Wald erkennt man daher an mächtigen Altbäumen und viel liegendem und stehendem Totholz. Vor allem unter den Insekten und Pilzen gibt es eine sehr große Zahl an Totholzbewohnern. Einerseits zersetzen sie das Holz, andererseits sind die Arten auf verschiedene Zersetzungsgrade spezialisiert. Wenig verwunderlich: Durch das weitgehende Verschwinden totholzreicher Wälder sind die auf sie angewiesenen Lebewesen allesamt massiv im Rückgang bzw. vom Aussterben bedroht.
Baumhöhlen
Baumhöhlen nehmen mit dem Alter der Bäume ebenfalls massiv zu. Hier im Heidewald kommen Bunt- und Schwarzspecht vor. Sie schaffen Höhlen, um die nachher viele Jahre lang „ein Griss“ ist: Zahlreiche Arten sind Höhlenbrüter, ohne selber solche anlegen zu können. Solche Arten sind zum Beispiel die heimischen Meisenarten, Kleiber und Gartenrotschwanz. Weitere Brutnischen und Verstecke entstehen hinter abplatzender Rinde oder dort, wo nach dem Abbrechen eines Asts eine Höhle in den Stamm einfault. Solche größere Höhlen brauchen zum Beispiel Gänsesäger und Waldkauz. Neben Vögeln gehören auch Fledermäuse und Kleinsäuger zu den Nutzern derartiger Verstecke. Nistkästen sind nur ein Notbehelf: Wo alte Bäume fehlen, können sie der einen oder anderen Art helfen. Natürliche Strukturen, wie sie ein alter Wald bietet, sind immer vielfältiger und für eine größere Zahl an Arten attraktiv.
Entwicklung in Richtung Urwald
Die Außernutzungstellung dieses Waldes durch die Diözese wird mit der (langen!) Zeit dazu führen, dass er urwaldhafte Elemente entwickelt. Da er bereits im aktuellen Zustand naturnah, artenreich und wertvoll ist, kann man mit Freude zuschauen – ein Geschenk für künftige Generationen darf sich entfalten. Eine ökologisch motivierte Pflege im Sinn lokaler Auflichtungen ist keinesfalls ein Gegensatz zu diesen Zielsetzungen. Größere und ältere Bäume werden auf jeden Fall geschont werden.
Übrigens spricht viel dafür, dass die Urwälder Mitteleuropas weniger dicht waren, als man heute denkt: Große Weidegänger wie Wisent und Auerochse trugen dazu neben Arten, die es noch gibt, wesentlich bei. In diesem Sinn kann auch eine Beweidung mit einer traditionellen Schafrasse die Vielfalt steigern: Der anderswo gefürchtete Verbiss ist hier genau das Erwünschte. Beispiele für hier vorkommende, Licht liebende Pflanzen der Krautschicht sind Maiglöckchen, Zypressen-Wolfsmilch, Echter Dost, Odermenning, Aufrechte Waldrebe und Aufrechter Ziest.