Offenes Haus als Entwicklungschance

Die Idee vom „Offenen Haus“
Jede Gruppe ist gleichwertig mit Spiel- und Fördermaterial ausgestattet, darüber hinaus hat aber jeder Raum noch einen besonderen Schwerpunkt:
- Die blaue Gruppe eine Künstlerwerkstätte,
- die Gelbe Gruppe Rollenspiel
- die Grüne Forschen und Entdecken
- in der lila Gruppe die Bücherei, Bauen und Kostruieren
- und in der Halle regelmäßige Werkstätten.
Jedes Kind kann sich selbstbestimmt in allen Räumen des Hauses bewegen und so jeden Schwerpunkt ganz nach seinem momentanen Interesse nutzen. Müsste jeder einzelne Gruppenraum all diese Bereiche für sich alleine abdecken, wäre eine so große Vielfalt an Büchern, ein so großflächiges Bauen, unsere Auswahl an Montessorimaterialien oder eine so großen Kreativbereich wie wir es den Kindern jetzt bieten nicht möglich. Das Leben im Offenen Haus bietet für die Kinder aber nicht eine größere Vielfalt an Fördermaterialien, sowie größere Spiel- und Bewegungsflächen, sondern wirkt sich ganzheitlich auf die Entwicklung von Kindern aus.
Im neuen Raum sich selbst entdecken
Zu Beginn des neuen Jahres durften sich alle Kinder über neue Spiele freuen. Ganz im Sinne unseres Offenen Hauses und im Bewusstsein, dass jedes Kind seinen Spielort regelmäßig frei wählen kann, finden sich seitdem in jedem Gruppenraum unterschiedliche „neue Spiele“. Sie bieten neben pädagogischen (Lern-)Inhalten und Fördermöglichkeiten auch eine willkommene Abwechslung im Freispiel. Zusätzlich sind sie für alle Kinder eine Motivation, die anderen Gruppenräume neu zu entdecken. Dabei treten sie auch mit weniger vertrauten Kindern in Beziehung und schließen vielleicht sogar Freundschaft. Einerseits kommt dies dem Entdeckergeist und dem natürlichen Bewegungsdrang der Kinder nach, andererseits stellt es für die Kinder aber auch Herausforderungen dar:
- Den eigenen, vertrauten Gruppenraum zu verlassen, um sich flexibel in einem weniger bekannten Raum mit seinen Regeln neu zu orientieren und sich schließlich im großen Haus zurecht-zufinden.
- Alleine oder mit der Unterstützung von Freunden mit weniger bekannten Kindern und Erwachsenen Kontakt aufzunehmen und Vertrauen zu ihnen zu fassen.
- Seinen Platz in evtl. bereits bestehenden Spielgruppen zu finden, sowie mutig eigene Ideen einzubringen und bei Fragen oder Problemen aktiv Lösungen zu überlegen.
- Selbstverantwortlich die eigenen Bedürfnisse erkennen und selbst-bestimmt Spielort, -material und -partner wählen – auch wenn die Freunde anderen Interessen nachgehen.
Lernen für das Leben ist lernen durch das Leben
Diese und ähnliche Situationen werden im sozialen Miteinander immer wieder erfahren - ein Leben lang. Etwa in unserem offenen Haus, beim Eintritt in die Schule, in einen Verein, bei der Suche nach Freunden, ... . Wenn Kinder nun die Chance zur selbstaktiven, individuellen Bewältigung ihrer Themen haben, entwickelt sich ein positives Selbstbild. In ihm erlebt sich das Kind als selbstwirksam. Es fühlt sich kompetent in seinem Handeln und lernt immer mehr auf seine eigenen Fähigkeiten zu vertrauen. Seine eigenen Ziele aus eigener Kraft und Anstrengung zu erreichen beschert tiefgreifende Erfolgserlebnisse, die einen stark motivierenden Effekt haben. Das Kind traut sich dadurch an höhere Schwierigkeitsniveaus heran und baut seine Fähigkeiten immer weiter aus. Das steigert und festigt wiederum das Selbstwertgefühl.
Unser Offenes Haus mit den verschiedenen Schwerpunkten in den Gruppenräumen ist natürlich ein großer Anreiz für die Kinder, ihren vertrauten (Gruppen-)Rahmen zu verlassen und dabei die eigene Selbstsicherheit und Selbständigkeit zu entwickeln. Dies möchten wir u.a. mit unseren „Gruppentauschtagen“ unterstützen. An ihnen verbringt jede Gruppe nach und nach jeweils zwei Vormittage in jedem der vier Gruppenräume. Im Kreis der vertrauten Gruppe, der Freunde und Bezugspersonen und durch einen gleichbleibenden Tagesrhythmus fühlt sich das Kind sicher, Herausforderungen können angenommen werden. - Eine spannende Entdeckungsreise kann beginnen!
Abschließend noch ein Zitat von Rebeca Wild:
"Die harmonische Entfaltung von Kindern ist ein natürlicher und darum ein langsamer Prozess. Unsere Aufgabe ist es, die rechten Bedingungen dafür zu schaffen, aber nicht, den Prozess zu beschleunigen. So lernt das Kind auf eigenen Füßen zu stehen und nicht ein Leben lang von äußerer Führung abhängig zu sein."