Pöstlingberg-Kirche: Kerzerlanzünden mit Karte oder Smartphone
Die aus dem 18. Jahrhundert stammende, barocke Wallfahrtskirche auf dem Linzer Hausberg ist ein Fixpunkt bei Linz-Besuchen. Jedes Jahr strömen Pilger:innen und Tourist:innen aus aller Welt, aber auch Einheimische in die „Akropolis von Linz“, wie Dichter Hermann von Gilm die Basilika zu den Sieben Schmerzen Mariä einst bezeichnet hat. Immer öfter sind die Besucher:innen ohne Bargeld unterwegs, praktisch niemals aber ohne Handy und/oder „Plastikgeld“. Vor allem ausländische Touristen seien es gewohnt, auch kleinere Beträge nur noch ,digital‘ zu bezahlen, sagt Günter Wolfinger, Verwaltungsvorstand der Pfarre Urfahr, der die Pfarrgemeinde Urfahr-Pöstlingberg angehört. Und auch bei einheimischen Besucher:innen sei das immer öfter zu beobachten, besonders bei jungen Leuten.
Eines der Geräte steht beim Schriftenstand, wie Pfarrgemeinderat Anton Buchgeher zeigt. © Diözese Linz / Renate Enöckl
Kirche im digitalen Zeitalter angekommen
„Um den Trend Rechnung zu tragen und um mit der Zeit zu gehen, haben wir schon länger nach einem geeigneten bargeldlosen Bezahlsystem gesucht“, erzählt Wolfinger. Man habe sich dafür auch in Deutschland umgesehen, wo dies vor allem in evangelischen Kirchen bereits etabliert sei. Mit einem Manko: „Oft waren die Gebühren zu hoch“, so Wolfinger. Fündig wurde man schließlich hierzulande: in der Diözese Feldkirch, in die Bezahlterminals bereits Einzug gehalten haben, etwa im Dom in Feldkirch sowie in einigen anderen Pfarrkirchen.
Die Kartenlesegeräte der Firma SumUp wurden mit einem Gehäuse ausgestattet und sind diebstahlsicher. © Diözese Linz / Renate Enöckl
Verwendet werden sowohl in Vorarlberg als auch in Linz nun Kartenlesegeräte der Firma SumUp, die üblicherweise in Kleinunternehmen zum Einsatz kommen. „Diese wurden mit einem Gehäuse aus dem 3D-Drucker ausgestattet, das nicht nur den Knopf für die Einstellungen verdeckt, sondern auch den Diebstahl des Terminals verhindert“, sagt Anton Buchgeher, Pfarrgemeinderat und Mitglied im Finanzteam der Pfarrgemeinde.
Die beiden Terminals in der Pöstlingbergkirche stehen im Eingangsbereich beim Schriftenstand und bei den Opferlichtern in der Fatima-Kapelle. Sie werden bereits recht gut angenommen. „Bis zu 100 Euro werden pro Woche bargeldlos bezahlt“, sagt Wolfinger, der via App am Smartphone die Statistik ganz genau im Blick hat. Die einfach zu bedienenden Terminals ermöglichen ausschließlich Einzahlungen – man kann zwischen vorgegebenen Fixbeträgen von einem, 2, 5 oder 10 Euro wählen oder auch einen anderen Betrag eintippen. Genutzt werden die Terminals für Spenden ebenso wie für das Bezahlen von Opferlichtern, Büchern oder Devotionalien. Pro Zahlvorgang werden 1,39 Prozent an Gebühren fällig. Dies sei vertretbar und günstig, betonen Wolfinger und Buchgeher.
Das bargeldlose System verhindere auch Opferstockdiebstähle, sagt Buchgeher. Vor wenigen Monaten habe es auf dem Pöstlingberg eine Diebstahlserie gegeben. „Damals hat fast täglich ein Dieb vor allem die Scheine aus den Opferstöcken gefischt“, ist Buchgeher froh, solchen kriminellen Machenschaften nun auf diese Weise ein wenig Einhalt gebieten zu können.
Spenden für dringend nötige Turmsanierung
In der Pfarrgemeinde Urfahr-Pöstlingberg hofft man, durch das neue Bezahlsystem auch mehr Spenden lukrieren zu können: Nach der Installation einer neuen Orgel im Advent 2022, der eine Spendenaktion voranging, steht nämlich in den kommenden Jahren eine Sanierung der beiden Türme an. Nicht zum ersten Mal, wie ein Blick in die Geschichte der Basilika zeigt.
Pfarrer Johann Ring beim Südturm, bei beiden Türmen bröckelt auf der Westseite der Verputz. © Diözese Linz / Renate Enöckl
Infolge von Spenglerarbeiten bei der Turmrenovierung war es am 31. Mai 1963 zu einem verheerenden Großbrand gekommen, bei dem der Nordturm komplett eingestürzt und auch das Dach stark in Mitleidenschaft gezogen worden war. Die massiven Brandschäden wurden damals beseitigt. Seitdem haben jedoch Wind und Wetter den beiden recht exponierten Türmen hoch über Linz zugesetzt. Dies machte bereits einige Renovierungsarbeiten notwendig. „Nun bröckelt der Verputz auf der Westseite der Türme und muss daher dringend ausgebessert werden“, erklärt Buchgeher. Rund 400.000 Euro werden dafür budgetiert. „Derzeit sind wir noch mit der Sicherstellung der finanziellen Mittel beschäftigt“, so Verwaltungsvorstand Wolfinger. Die Finanzierung soll durch Zuschüsse von Diözese, Stadt Linz und Land Oberösterreich gewährleistet werden – und durch Spenden. Auf das Projekt und die Spendenmöglichkeit soll in Zukunft auch bei den beiden Terminals hingewiesen werden. Der Start der Sanierungsarbeiten ist für das Jahr 2026 geplant.
Sinnvolles System für Wallfahrts- und Hochzeitskirchen
Die Möglichkeit des digitalen Bezahlens kommt vor allem dem Wunsch der jungen Generation nach: „Das bargeldlose Zahlen auf dem Pöstlingberg ist ein Versuchsballon. Wir möchten es Besucherinnen und Besuchern leichter machen, in der beliebten Wallfahrtskirche zu spenden“, sagt Ewald Kupfinger, Leiter des Fachbereichs Verwaltung in Pfarren der Diözese Linz. Das System sei zwar nicht für alle Pfarren und Pfarrgemeinde geeignet, „doch für Wallfahrts- und Hochzeitskirchen wie jene auf dem Pöstlingberg wäre es eine verwaltungsarme und zeitgemäße Alternative“.
Projekte in mehreren Diözesen
Der bargeldlose Zahlungsverkehr in Kirchen ist in der Diözese Linz zwar derzeit noch einzigartig, nicht aber in Österreich: So etwa kommt in der Erzdiözese Wien im Stephansdom ein Terminal zum Einsatz, über den Spenden getätigt werden können. In Kärnten arbeitet man mit dem Bluecode-Bezahlsystem, die Pfarre Krumpendorf war das Pilotprojekt für einen digitalen Klingelbeutel. Mittlerweile sind bereits in 28 Kärntner Pfarren QR-Codes angebracht worden, die zum Online-Spenden via Smartphone einladen. Und im „Ländle“ wird nun angedacht, SumUp-Terminals auch in die Klingelbeutel zu integrieren.
Pfarrgemeinde Urfahr-Pöstlingberg